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AutorenbildAnn-Carolin Helmreich

Unser Arbeitsplatz: Heilungsbiotop oder Retraumatisierung?


Unsere Arbeit kann unsere ganze Erfüllung sein.

Oder unsere psychische Hölle.

Firmen und Arbeitgeber sind Systeme, die uns konfrontieren. Sie konfrontieren uns (ganz unbewusst) mit unseren Unsicherheiten, Kleinheitsgefühlen, Glaubenssätzen und Limitierungen.


Die Krankheitsraten für psychische Erkrankungen ist in den letzten Jahren drastisch angestiegen

und wir wissen mittlerweile, dass uns Arbeit krank machen kann.

Nicht der Stress, die Überarbeitung, Überforderung oder die Langeweile. Die kommen noch oben drauf. Ich spreche von unbewussten Entwicklungsthemen, die jede Firma birgt. Ich spreche von den Themen, die in meiner digitalen Praxis jede Woche aufschlagen. Depression, Angstzustände, Panikattacken. Aber auch subtilere Dinge wie Schlafstörungen, dauerhafte Grübelei, Verlust des Selbstwertgefühls.

Inwiefern sind die Unternehmen daran schuld und wie kann man vorgehen, um das zu vermindern oder bestenfalls zu vermeiden?


In den Jahren, die ich Firmen als Coach und Organisationsentwicklerin begleite, habe ich bemerkt, dass jede Firma eine Anziehung auf Menschen hat, die bestimmte unbewusste Muster in sich tragen. Etwas wie eine Energie, ein Sog, ein Magnet.

So nach dem Motto "Gleich und gleich gesellt sich gerne" treffen in den Unternehmen oft ähnliche Menschen mit ähnlichen Mustern aufeinander.


Heilungsbiotop - die Infografik


Meine Beobachtungen habe ich in einem Schaubild zusammengefasst und auch den Punkt gefunden, an dem sich entscheidet, ob Mitarbeitende sich in einer Firma entfalten und entwickeln, oder verkümmern und psychisch leiden. Meine Beobachtungen beziehen sich ausschließlich auf Klein- und mittelständische Betriebe mit einer Mitarbeitendenzahl von max 200. Ob sich meine Gedanken auch auf größere Systeme übertragen lassen, bleibt noch offen. Dass dort genau das gleiche Dilemma herrscht, ist ziemlich sicher.


Heilungsbiotop
Die Infografik kann abgespeichert und unter Nennung von TATSINN verwendet werden

Wer gründet, legt auch den psychischen Grundstein einer Firma


Nehmen wir mal das Gründungs- oder Leitungsteam einer kleinen Firma, in der jeder einander mit Namen kennt. Wie wir alle, haben auch diese Menschen unbewusste psychische Themen, wie zB.:


  • Umgang mit Kontrolle

  • Umgang mit Macht

  • unterdrückte Bedürfnisse

  • innere Ohnmacht

  • Kleinheitsgefühle/Minderwertigkeitsgefühle

  • Toxische Beziehungsmuster

  • Narzissmus (offen oder verdeckt)

  • Grenzsetzung

  • (Übersteigerter) Leistungsdruck

  • Das Gefühl, nicht gut genug zu sein

Wir alle haben Themen, die durch unsere Prägung im Elternhaus, unserer schulischen Erfahrungen, Freundschaften und Beziehungen in uns schlummern. Das ist auch voll ok so.

Bestenfalls beschäftigen Menschen, die Firmen gründen sich AUCH mit ihrer mentalen Gesundheit und nicht nur mit den typischen Aspekten einer Gründung oder Geschäftsführung. Passiert nur leider ganz selten, dass Menschen in diesen Positionen ihre Psyche neugierig ergründen wollen.

Und so gründen und leiten verletzte Kinder verletztende Systeme.

Das lässt sich gar nicht oder kaum vermeiden. Denn niemand zwingt Menschen, die Führungsverantwortung übernehmen, in eine Selbstbetrachtung. So nach dem Motto: Erstmal drei Jahre Therapie machen, dich selbst verstehen lernen und dann darfst du Menschen führen. Das wäre echt ein Segen. Gibt's aber so nicht. Noch nicht.

Entstehung auf dem Flipchart


Praxis-Blick

Ich coache häufiger mehrere Mitarbeitende eines Unternehmens. Die arbeiten in unterschiedlichen Teams/Projekten/Abteilungen. Nach ein paar Sitzungen fällt mir oft ein Leit-Thema auf, das alle vereint. Es ist unterschwellig und nicht sofort erkennbar, aber plötzlich wird es mir glasklar.

Mal ist es der Umgang mit Leistungsdruck ("Ich bin nur etwas wert, wenn ich viel arbeite"), mal ist es, dass nahezu alle im Team Co-Abhängigkeiten zur Geschäftsführung aufwiesen.

Und ein anderes Mal geht es fast allen Akteur*innen um Macht, auch wenn sie Machtstrukturen eigentlich ablehnen.

Blickt man dann in die Geschäftsführung, die ich meist ebenfalls eng begleite, fällt auf, dass diese Themen ursprünglich dort angesiedelt sind und sich in die Firma tragen. Es sind oft die Gründer*innen, die ein Unternehmen stark prägen, vor allem wenn es nicht so groß ist. Je hierarchischer und kapitalistischer es aufgestellt ist, desto deutlicher beobachte ich dieses Phänomen.



Warum ist das so?

Firmen infantilisieren Mitarbeitende immer noch zu oft. In unserem Privatleben sind wir Erwachsene, die Kredite abbezahlen, Kinder erziehen, Häuser bauen, Angehörige pflegen usw. Aber in der Firma muss ich mich auf einmal erklären, warum ich morgen frei möchte oder heute früher gehe. Wie ein kleines Kind. Und da wir diese Autorität oft aus unserer Kindheit kennen, werden wir oft unbewusst in emotional schwierigen Situationen wieder in unser Kind-Ich gedrängt und verweilen da.


Außerdem verbringen wir so viel Zeit mit Arbeit in unserem Leben, dass ein dauerhaftes Verstellen oder Verdrängen von Triggern den meisten nicht mehr möglich ist. Und wenn doch, dann meist zu Lasten unseres Privatlebens und Beziehungen.



Ist die externe Begleitung durch Coaching & Therapie die Lösung für alles?


Jein. Es ist ein Grundstein, über den eigentlich nicht mehr verhandelt werden sollte. Schon längst ist wissenschaftlich durch Studien belegt, dass der Einsatz von psychosozialen Angeboten wie Coaching oder Therapie auf Firmenkosten sich auszahlt. Viele Unternehmen zahlen Weiterbildungen, Tagungen und Bahncards, sparen aber oft an der psychologischen Begleitung ihrer Firma. Spätestens durch die Pandemie kann keine Firma mehr behaupten, dass es keinen Bedarf dafür gibt.

Die Vorteile liegen auf der Hand:


  • Auslagerung an Profis, die Tools kennen und geschult zuhören

  • Förderung der Selbstwirksamkeit

  • Wertschätzung für die Mitarbeitenden

  • Prävention von psychischen Krankheiten (Burnout, Depression, ...)

  • Stärkung der Bindung untereinander

  • Retention-Rate verbessert sich (Mitarbeitende verbleiben länger beim AG)

  • Leistungsbereitschaft und Zufriedenheit wird gesteigert

  • Senkung der Fehltage und Krankmeldungen (durch Studien bewiesen)

  • Signalgebende Unabhängige zur Beurteilung des Systems (Organisationsentwicklung)

Bestenfalls gehen diese Profis Hand in Hand mit der Organisationsentwicklung und die anonymisierten Erkenntnisse fließen dort ein. So kann das Unternehmen selbst von innen heraus gestärkt werden und interne Prozesse werden bedürfnisorientiert so verändert, dass die Teams glücklicher und effektiver sind.


Klar, nicht jede*r Coach/Therapeut*in ist automatisch auch an Organisationsentwicklung beteiligt, es ist auch nicht immer gewünscht. Wird diese Brücke allerdings geschlagen und die Erkenntnisse ernst genommen, kann die Transformation starten!


Wirst du auch oft getriggert im Job? Kannst du dich in den Themen wiederfinden? Oder widersprichst du? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung! Diskutiere auf Facebook, Instagram oder hier mit.

 

Dein Unternehmen braucht Begleitung durch Coaching und Organisationsentwicklung? Dann lass uns gerne kostenlos dazu sprechen, ich freue mich drauf!



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