Emotionen sind lebensnotwendig
Wir sind fühlende Wesen.
Und Wesen mit einem Gehirn.
Dieses Gehirn hat uns zu wunderbaren Errungenschaften, den schönsten Bauwerken, der herrlichsten Poesie und berührender musikalischer Meisterwerke inspiriert.
Und doch, es lässt uns auch unsere Emotionen interpretieren und möchte vor allem eines - überleben. Ganz gleich, wie modern und sicher unser Leben anmutet, unser Gehirn ist darauf ausgerichtet, uns als Lebewesen am Leben zu halten, notfalls im Kampf (gegen uns selbst). Daher empfinden wir negative Emotionen sehr viel stärker. Doch es sind die positiven Emotionen, die einen ungeahnten Reichtum an positiven Entwicklungen für unser Leben bergen. Dieser Artikel möchte eine Reise zu unseren Emotionen machen und anhand von aktuellen Forschungsergebnissen aus der Wissenschaft rund um die Positive Psychologie zeigen, wie unser Leben durch das bewusste Wahrnehmen von positiven Emotionen gelingen kann.
Versuchen wir uns doch einmal entschieden auf die Seite des Positiven zu stellen, in jeder Sache. -Christian Morgenstern
Welche Emotionen gibt es?
In den 1970er Jahren beschrieb Paul Ekman das erste mal sogenannte sechs Basisgefühle: Freude, Überraschung, Trauer, Wut und Abscheu, verbunden mit Verachtung. Zwanzig Jahre später erweitere er um die Gefühle Scham, Zufriedenheit, Verlegenheit, Aufregung, Erleichterung, Schuld, Stolz oder sinnliches Vergnügen.
Was sofort auffällt ist, dass außer Freude kein rein positives Gefühl aufgezählt wird und erst in der zweiten Version einige dazukommen, aber weiterhin in der Unterzahl sind.
Spannend ist auch die Betrachtung von Gefühlen durch Robert Plutchik, der 1997 das Modell Gefühlsrad entwickelt hat. Hier wird gezeigt wie sich Emotionen gegenüberliegen und ineinander übergehen. Er teilt in diese primäre Emotionen ein: Freude vs. Trauer, Wut vs. Angst und Überraschung vs. Erwartung. Ausgehend von diesen Emotionen schloss er in seinem Modell weitere Emotionen nach dem Grad ihrer Intensität vor:
Wie unterscheiden sich positive von negativen Gefühlen?
Auffällig ist, dass sich positive von negativen Gefühlen in Dauer und Intensität unterscheiden.
Negative Gefühle nehmen wir schneller wahr und sie haben auf uns eine stärkere und längere Nachwirkung. Sie bleiben uns daher auch länger im Gedächtnis und binden unsere Aufmerksamkeit.
Negative Gefühle führen nicht nur zur Einengung unseres Denkens, sie waren evolutionär gesehen wichtig um uns auf Probleme zu fokussieren.
Positive Gefühle hingegen werden nicht so leicht von uns bemerkt, aber durchschnittlich häufiger erlebt.
Oft überlappen sie mit anderen Gefühlen oder gehen ineinander über, sind also diffuser für unsere Wahrnehmung . Positive Gefühle erweitern unser denken, machen uns kreativ und lassen uns nicht nur auf Probleme fokussieren, sondern auf unsere Lösefähigkeit. Auch unsere sozialen Beziehungen werden dadurch stabiler.
Positive Gefühle stärken - es ist nicht wichtig wie intensiv, sondern wie häufig wir sie empfinden
Die bekannteste Vertreterin in der Wissenschaft wenn es um positive Gefühle geht ist eindeutig Barbara Fredrickson. Sie geht davon aus, dass Emotionen als Folge einer Bewertung beeinflusst werden können. Wenn ich etwas Schlechtes erwarte und dann etwas eintrifft, fühle ich mich bestätigt in meinen Emotionen, die eher negativ geprägt sind. Erwarte ich jedoch etwas Gutes (auch wenn ich nicht weiß, wie es ausgeht), kann ich nach Erfolgen der Situation eher die positiven Emotionen leben.
Soweit so gut. Es gilt also nicht das Schlimmste zu befürchten, um dann erleichtert zu sein, wenn es nicht eintritt, aber zumindest vorbereitet zu sein. Sondern vielmehr gute Projektionen aufzubauen, um seine positiven Gefühle später zu leben.
Gleich einem Muskel können positive Gefühle, wenn sie häufig bewusst erlebt werden, sich ausbilden und stärken. Hierbei ist die Intensität von positiven Emotionen nicht so wichtig wie die Häufigkeit und Regelmäßigkeit.
Neue Prozesse im menschlichen Gehirn werden erschlossen und verbinden sich so zu neue Netzwerken. Auch auf der epigenetischen Ebene beinflussen uns positive Gefühle und weisen damit auf ein längeres Leben und bessere Gesundheit hin.
Freude, Dankbarkeit, Gelassenheit, Interesse, Hoffnung, Stolz, Heiterkeit, Inspiration, Erstaunen, Liebe sind die prägendsten Gefühle im Alltag der Menschen, so Fredrickson.
Wer regelmäßig positive Emotionen erlebt, trägt damit wesentlich zum Aufbau persönlicher Ressourcen bei. Diese umfassen Sinnerleben, stabile Beziehungen, Kompetenz, Resilienz, Optimismus, Selbstakzeptanz, und Gesundheit.
Gute Gefühle sind somit nicht nur Indikator positiver menschlicher Entwicklung, durch den nachhaltigen Aufbau von Ressourcen können wir auch Krisen und schwierige Lebenssituationen besser meistern.
Wir können also durch das bewusste Wahrnehmen und Erzeugen von positiven Emotionen wesentlich dazu beitragen, unser Leben nicht nur zu verlängern, sondern auch glücklicher zu werden.
Wenn wir uns die Ressourcen aufbauen wollen, die dazu führen, ein erfüllendes Leben zu gestalten, dann beginnt das wieder bei unserem Gehirn. Unserer eigenen Wahrheit und Interpretation der Welt um uns herum.
Die Positive Psychologie beschäftigt sich mit der Wissenschaft vom gelingenden Leben und die positiven Emotionen sind dabei nur ein kleiner, aber sehr bedeutender Ausschnitt dieser noch jungen Forschung.
Ein gutes Tool, um positive Gefühle bewusst in deinen Alltag zu bringen, habe ich im Artikel mit den Dankbarkeitsgläsern beschrieben. Eine Bewusstmachung der Schönheit und Freude in unserem Leben, kann uns dabei helfen, mehr in die positive Erwartung unserer Zukunft einzutauchen und jede Menge Samen für ein gelingendes Leben zu pflanzen, die wir in Form von Gesundheit, Sinnerfüllung und Selbstakzeptanz ernten dürfen.
Ist es nicht das, wonach wir ohnehin schon streben?
Vertiefende Literatur zum Thema:
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TATSINN ist ganzheitliche Begleitung & Consulting für Mensch & Unternehmen. Perspektivwechsel und Entscheidungshilfe. In Berlin & weltweit per Skype mit der Potentialentwicklerin Ann-Carolin Helmreich.
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