Schlafhygiene ist ein Wort, das wir noch gar nicht so lange nutzen. Was bringt uns besser in den Schlaf, lässt uns durchschlafen und vor allem morgens erholt aufwachen?
Ich liebe es, mich mit Hacks rund um den guten Schlaf zu beschäftigen.
Mein letzter Artikel über Gewichtsdecken, die uns schwer umhüllen und damit Ängste reduzieren, hat viele schon zum Kauf animiert und ich bekomme begeistertes Feedback.
Nun also der neuste Trend:
Mouth-Taping - Mund zukleben für guten Schlaf
"Ich klebe mir seit ein paar Monaten nachts den Mund zu", erzähle ich Freund*innen und die schauen mich entgeistert an. "Waaaas, kriegst du da nicht Panik? Fühlt sich das nicht komisch an?" Zugegeben, es hat etwas Überwindung gekostet am ersten Abend – es ist ja nicht natürlich, sich auf einmal freiwillig den Mund zuzukleben.
Anfangs hab ich erstmal Leukoplast genommen. Also Tape auf einer Rolle, das ich im Drogerie-Markt gekauft habe. Das hat ziemlich doll geklebt und am nächsten Morgen war jede Menge Spucke notwendig, um den Klebstoff von meinen Lippen zu lecken, bevor ich schmerzlos das Tape abziehen konnte. Aber ich habe gut und richtig fest geschlafen und bin erholt aufgewacht.
Apropos aufwachen: Checke mal selbst, ob du morgens mit einem trockenen Mund und/oder Durst aufwachst. Das ist ein Zeichen dafür, dass du nachts durch den Mund atmest.
Diese Gesundheits-Vorteile verspricht ein zugeklebter Mund
Verbesserung der Symptome bei Depressionen und Angstzuständen
Tiefer, erholsamer Schlaf
Verbesserte Verdauung
Verminderung von Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten
Vorbeugung bei Migräne
Reduktion von zu hohem Blutdruck
Erhöhtes Erinnerungsvermögen
Bessere Konzentration
Begünstigung von Gewichtsverlust
Stärkung des Imunsystems
Gewährleistet ein gesundes Microbiome im Mund
Stimmuliert das parasympathische Nervensystem, das uns entspannen lässt
Joa, kurzum alles attraktiv, nicht wahr?
Nach zwei Pandemie-Jahren schlagen wir uns ja fast alle mit mindestens einem Problem von der Liste rum. Wenn ich nichts weiter dafür tun muss, als mir nachts den Mund zuzukleben und quasi im Schlaf gesünder werde, dann klingt das verlockend.
Nach einem halben Jahr kann ich sagen, dass ich das Gefühl mag, abends für eine gute Atmung zu sorgen und sich mein Schlaf durch Mouth Taping verbessert hat.
Die erste Nacht mit zugeklebtem Mund
In der Vorbereitung hatte ich schon Schiss, dass ich nachts nicht mehr atmen kann. Der kurze Google-Check bringt die Erleichterung. In so einen Fall würde ich mir automatisch das Tape vom Mund reißen.
Braver Überlebensmodus, auf dich ist Verlass.
Ich reiße eine etwa vier Zentimeter lange Tapespur vom Band und schaue bedeutungsschwanger meine Liebste an. “Ok, von hier an stumm„ sage ich ihr und zack, da klebt der Mund schon zu. Sofort macht sich etwas Unverhofftes breit. Die, die gerne redet und sich austauscht, kann das plötzlich nicht mehr und es ist voll ok. Es fühlt sich erleichternd an, nichts mehr sagen müssen oder wollen. Wie ein Einschlaf-Ritual, das mir gefallen könnte.
Ich schlafe schnell und gleichmäßig durch die Nase atmend ein und wache am nächsten Morgen gut erholt auf. Dieser Effekt bleibt. Schlafen mit zugeklebtem Mund lässt mich besser erholen in der Nacht.
Mundatmung ist schädlich
Die Atmung bestimmt auch sehr wesentlich, wie unsere Gesichtszüge geformt sind.
Allen Eltern, die mitlesen ist also zu empfehlen, das Kind zur Nasenatmung zu animieren. Das kann vor späteren Schäden schützen. Doch auch im Erwachsenen-Alter kann eine Umstellung von Mund- auf Nasenatmung viele Vorteile mit sich bringen.
"Schadstoffe, Krankheitserreger oder kalte Luft können ungehindert in die Lunge vordringen. Statt in den Nasennebenhöhlen, wie vorgesehen, gefiltert zu werden, trifft die Atemluft nun als allererstes auf die Rachenmandeln. Als Organe der Immunabwehr versuchen diese, den eingeatmeten Viren, Pollen oder Schadstoffen Herr zu werden. Da sie für diese übermäßige Aktivität nicht vorgesehen sind, schwellen sie an, um die zusätzlichen Aufgaben übernehmen zu können. Dies engt den Nasenrachenraum noch mehr ein – es entsteht ein Teufelskreis, in dem die Nasenatmung immer mehr erschwert wird." sagt Dr. Christine Voslamber, Kieferchirurgin aus Berlin.
Abbildung von https://www.thebreatheinstitute.com
"Schon ein einfacher Schnupfen oder eine allergische Reaktion kann die nasalen Atemwege so verengen, dass der Schläfer häufig aufwacht und keinen erholsamen Schlaf findet. Andere Gründe für eine verengte Nase können Polypen, Nasenscheidewandverkrümmungen und übergroße Nasenmuscheln sein. Auch Nicotin- und Alkoholgenuss, Schwangerschaft und ein höheres Alter wirken sich negativ aus." schreibt die Deutsche Apotheker Zeitung in ihrem Artikel über Nachts durchatmen - morgens erholt aufwachen.
Wer unter Allergien, chronischen Nasen-Nebenhöhlen-Problemen oder Dauerschnupfen leidet, sollte dieses Experiment also erst nach ärztlicher Absprache durchführen.
Kein Schnarchen mehr mit Mouth-Taping?
Das wollte ich im Selbstversuch genauer wissen und habe mithilfe einer App nachts Schlafgeräusche aufgenommen. Das ist sowieso spannend, hat in diesem Fall aber auch Klarheit gebracht.
Über mehr oder weniger Schnarchen kann ich aufgrund mangelnder Vergleichswerte nicht berichten, aber ich schnarche auch mit zugeklebtem Mund noch episodisch im Schlaf. Viele Menschen berichten allerdings, dass sie weniger bis gar nicht mehr schnarchen mit Mouth-Tape, das hängt wie immer von den individuellen Gegebenheiten ab.
Welches Tape oder Pflaster ist am besten?
Wie immer kommt es hier auf deine individuellen Bedürfnisse an, wenn du Mouth-Taping ausprobieren willst. Die günstigste Variante ist Micropore Tape, das ist hypoallergen und flexibel.
Es gibt auch einen wachsenden Markt an speziellen Mouth-Taping-Pflastern, die quer oder längs über den Mund geklebt werden. Das Pflaster horizontal zu kleben, finde ich persönlich angenehmer, da mein Mund größtenteils geschlossen ist. Die vertikale Klebung von Mouth-Tape ist vor allem dann eine Option, wenn du Angst davor hast, das auszuprobieren.
Mit diesen Pflastern habe ich bis jetzt gute Erfahrungen gemacht.
Die X-Form lässt beide Kleberichtungen zu. Schöner fände ich es, wenn die Produkte nicht quer durch die Welt geschippert werden - wenn du also einen Tipp für gute Pflaster aus Deutschland hast, schreib mich gerne an.
Angst vorm Zukleben - was tun?
Wenn du es schon lange gewohnt bist, durch den Mund zu atmen, kann sich die Technik anfangs unbewohnt anfühlen oder Ängste triggern. Fange mit kleinen Schritten an, wenn du spürst, dass es dich ängstigt. Du kannst zunächst in den Morgenstunden für ein paar Minuten das Tape ausprobieren und langsam steigern. Auch beim Netflixen oder der Hausarbeit kann man üben.
Ab wann stellt sich eine Wirkung ein, wenn ich mir nachts den Mund zuklebe?
Das ist natürlich individuell. Bei jeder neuen Angewohnheit gilt es, dich genau zu beobachten. Mache dir ein paar Notizen oder tracke deinen Schlaf weiterhin, um Vergleiche zu haben.
Zwei Wochen solltest du mindestens warten, um ein erstes Fazit ziehen zu können.
Wenn du deine Schlafroutine in Zukunft mit Mouth-Taping ergänzen willst, dann dauert
es meist 30-60 Tage, bis eine feste Routine daraus geworden ist.
"Breathe" - das Buch über ein Selbstexperiment
Was passiert, wenn ich mir in einem wissenschaftlichen Experiment für zwei Wochen die Nasenlöcher versiegeln lasse? Spoileralarm: Es ist gesundheitlich eine heftige Talfahrt, die der Autor James Nestor in seinem Bestseller "Breathe - Neues Wissen über die vergessene Kunst des Atmens" beschreibt.
Die Lektüre erzählt unterhaltsam und kurzweilig wissenschaftlich fundierte Fakten rund um das Thema Atmung. Es war mein Anstoß, mich tiefer mit Breathwork, Mouth Taping und Nasenatmung zu beschäftigen. Absolut empfehlenswert!
TATSINN hilft Menschen dabei, in ihre ureigene Energie zu kommen und ein ganzheitliches Leben zu führen. Ann-Carolin Helmreich arbeitet mit Menschen, Paaren und Organisationen an Transformation.
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